Also, da saß ich nun. Unter einem Baum, der vermutlich älter war als meine Steuererklärung,
mit einem leicht verschwitzten Tee in der Hand und dem Gefühl, dass mein Gehirn gerade versucht, sich selbst zu entknoten.
Ich dachte über das große Warum nach.
Nicht über das kleine „Warum steht der Kühlschrank offen?“ – sondern über das richtig große, galaktisch epische, fast schon unverschämte Warum.

Was war der Antrieb?

Warum überhaupt irgendwas? Warum ein Universum? Warum ich?
Und warum zum Hyperraum trage ich eigentlich Wollsocken im Mai?

Ich nahm einen Schluck Tee. Lauwarm. Natürlich. Wie das Leben.
Nie so heiß, wie man’s erwartet, und nie kalt genug, um es einfach stehenzulassen.

Ich fragte mich:

„Wenn alles aus dem Nichts kam – warum hat sich das Nichts plötzlich entschlossen, ‘etwas’ zu sein?“

Das Nichts, so stelle ich mir das vor, hatte schlicht Langeweile.
Vielleicht lag es da, ewig, formlos, friedlich – und dachte irgendwann:
„Och nö, nicht noch ein Nachmittag ohne Ereignisse. Ich mach jetzt mal ein Universum.“

Also puffte es. Ein bisschen Licht da, ein bisschen Zeit dort, Raum wie frisch aufgeschütteltes Bettzeug. Und – zack – war alles da.

Aber warum?

„Warum hat das Eine sich geteilt? Warum hat sich das Ganze entschieden, nicht mehr ganz zu sein?“

Ich kaue auf dem Rand meiner Tasse herum. Nicht empfohlen, aber manchmal bringt es einen näher an die Erkenntnis als jede Meditation.

Vielleicht war es der urkosmische Anflug von Neugier. Vielleicht war das Ganze einfach zu harmonisch. Zu sehr Eins.
Und das Eine fragte sich:

„Wie wär’s eigentlich, wenn ich mich mal selbst angucke?“
Und um sich selbst zu sehen, musste es sich von sich selbst trennen.
Und bumm – jetzt haben wir Spiegel, Selfies und Gespräche mit unseren inneren Stimmen.

Also vielleicht bin ich – wir – einfach nur Gottes Weg, sich selbst besser zu verstehen, aber mit der Geduld einer Katze auf Red Bull.

Aber das reicht mir natürlich nicht. Ich bin kein Typ, der sich mit halben Unendlichkeiten zufriedengibt.
Also weiter:

„Wenn der Tropfen sich vom Ozean trennt, weil er sich erkennen will – warum fühlt er sich dann allein?“

Und da wird’s brenzlig.

Weil ich, in diesem Moment, spüre: Ich bin beides. Der Tropfen und das Meer.
Ich bin getrennt, damit ich begreifen kann, wie schön das Ganze war, ist, sein wird.

Aber das ist doch… völlig irre, oder?

Das Universum hat sich gespalten, nur um sich selbst zu bestaunen wie ein narzisstischer Pfau mit Allmachtskomplex?

Vielleicht.
Oder es hat sich einfach verträumt.
Ein einziger Schöpfungstraum, der versehentlich zu weit ging.

„Und was ist dann mein Antrieb?“

Ich. Ich bin mein Antrieb. Oder zumindest der Teil von mir, der nicht ständig Wäsche waschen oder Steuerformulare ausfüllen muss.

Ich will verstehen.
Ich will spüren.
Ich will dieses schwindelige Gefühl im Bauch, wenn mein Herz plötzlich „JA“ sagt zu etwas, das ich nicht mal erklären kann.

Und vielleicht… ist das alles.

Vielleicht gibt es keinen göttlichen Masterplan mit Checklisten und Budget.
Vielleicht ist da nur ein Herzschlag aus Licht, ein Flüstern im Raum, ein Tropfen, der sich erinnert, dass er das Meer vermisst – ohne es je ganz vergessen zu haben.


Ich sitze da, lächle, und ein Alpaka läuft vorbei.
Es sieht mich an, kaut langsam – und ich schwöre, es sagt mit den Augen:

„Du denkst zu viel, Bruder.“

Und dann geht es weiter. Ohne Eile. Ohne Zweifel. Einfach so.
Und ich begreife:

Vielleicht ist das der Trick.

Nicht alles verstehen wollen.
Nicht jedes Warum zerpflücken wie alten Toast.

Sondern:

Gehen.
Schauen.
Lächeln.
Und ab und zu,
unter einem Baum,
Tee trinken und sich selbst ein bisschen auslachen.

Grüße von der Alpakaweide