Der Augenblick – dieses zarte, stille Wesen zwischen Vergangenheit und Zukunft – klopft nicht an, bevor er sich zeigt, er wartet nicht, bis wir bereit sind, sondern ist einfach da, leuchtend wie ein Tropfen Licht auf einem stillen See, schimmernd in der Tiefe dessen, was wir oft übersehen, während wir nach etwas suchen, das längst in uns ruht.
Begegne dem Jetzt nicht wie einem Fremden, den du höflich grüßt, während du schon an das Nächste denkst, sondern wie einem geliebten Menschen, den du lange vermisst hast – mit offenem Herzen, mit all dem Staunen eines Kindes, das zum ersten Mal Schnee sieht, oder mit dem stillen Erkennen eines alten Freundes, der dich anschaut, als hätte er all deine Wege gesehen, ohne je zu urteilen.
Das Jetzt spricht nicht in der Sprache des Verstandes, es trägt kein Etikett, keine Geschichte, keine Schuld – es ist wie ein Windhauch, der dein Gesicht streichelt, wenn du innehältst, oder wie der erste Sonnenstrahl, der durch deine geschlossenen Lider fällt, wenn du am Morgen noch zwischen Traum und Wachsein schwebst – du kannst es nicht halten, aber du kannst dich von ihm halten lassen.
Wenn du dem Augenblick wirklich begegnest, ohne Mauern, ohne Masken, ohne das Bedürfnis, ihn besser oder schöner machen zu wollen, wird er dir zeigen, dass du längst Teil von ihm bist, dass er dich nicht braucht, um vollkommen zu sein, aber dich unendlich gerne in sich aufnimmt, wie der Ozean jeden Tropfen, der sich ihm anvertraut.
Wie ein stilles Wesen auf der Alpakaweide, das nichts will, nichts fordert, nur da ist und in seinem Dasein den Frieden atmet, den wir so oft im Lärm der Gedanken verlieren – so lädt auch der Augenblick dich ein, einfach zu sein.
Und vielleicht – nur vielleicht – wirst du dann spüren, dass es nie ein Gestern gab, das dich gefangen hält, und kein Morgen, das dich retten muss, sondern nur diesen einen heiligen Puls aus Licht, Wärme und Atem, in dem das Leben dich leise fragt: Bist du bereit, einfach da zu sein – nicht mehr und nicht weniger – so wie du bist?
Grüße von der Alpakaweide
"Lass die Welt ziehen wie Wolken im Wind - doch bleibe du der Himmel." -Zen-